Über zwei Milliarden Euro sollen die Krankenhäuser im ersten Quartal des vergangenen Jahres falsch bei den Krankenkassen abgerechnet haben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft wiederspricht diesen Ausführungen.
Gut jede zweite überprüfte Abrechnung eines deutschen Krankenhauses ist nach Darstellung der gesetzlichen Krankenkassen nicht richtig – was in Bezug auf die Beitragszahler unterm Strich ungefähr 2,3 Milliarden Euro kostet.
53 Prozent der Rechnungen falsch
Das ist das aktuelle Ergebnis des Spitzenverbandes der Krankenkassen GKV für das erste Halbjahr des vergangenen Jahres. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wies die Darstellung der gesetzlichen Krankenkassen wie schon in den letzten Jahren als falsch zurück.
Danach waren in der ersten Jahreshälfte des vergangenen Jahres mindestens 53 Prozent aller überprüften Rechnungen nicht richtig. Dies entsprach ungefähr dem Niveau der beiden Jahre zuvor. Genau unter die Lupe genommen werden laut dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen ungefähr zehn bis zwölf Prozent aller Krankenhausrechnungen. Zuerst hatte die „Frankfurter Rundschau“ (Ausgabe vom Dienstag) darüber berichtet.
Nicht verabreichte Medikamente
Laut Verband der gesetzlichen Krankenversicherung fielen den Prüfern Leistungen auf, die entweder nicht im abgerechneten Umfang oder gar nicht erbracht wurden. Dabei geht es ungefähr um nicht verabreichte Arzneimittel oder Beatmungsstunden. Insgesamt schlagen Behandlungen in Krankenhäusern und Kliniken bei den Krankenkassen nach deren Angaben aktuell mit mehr als 66 Milliarden Euro im Jahr zu Buche.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Die Aussagen der gesetzlichen Krankenkassen sind schlichtweg nicht richtig.“ Rund 70 Prozent der Prüfungen der gesetzlichen Krankenkassen stellten infrage, ob Patienten überhaupt ins Krankenhaus hätten aufgenommen werden sollen oder ob die Patienten nicht früher hätten entlassen werden können.
95 Prozent unbeanstandet
Laut Baum bleiben mehr als 95 Prozent der Rechnungen für die rund 18,6 Millionen Behandlungsfälle pro Jahr „letztlich unbeanstandet“. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft sieht den Grund für die Kontroverse im Abrechnungssystem der aktuellen Fallpauschalen.
Diese führten in regelmäßigen Abständen dazu, dass „medizinische Sachverhalte auf unterschiedlichste Weise beurteilt werden“. Bei den reklamierten 2,3 Milliarden Euro handele es sich um das Prüfvolumen der gesetzlichen Krankenkassen. „Das tatsächliche Kürzungsvolumen beläuft sich auf weniger als die Hälfte“, betonte Baum weiter.
Krankenhäuser noch knapper halten
Der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Harald Weinberg, ergriff Partei für die deutschen Kliniken und Krankenhäuser. Es gehe den gesetzliche Krankenkassen „nur darum, die Krankenhäuser noch knapper zu halten“, betonte er.
„Viele Abrechnungen, um die es in diesem Grabenkampf geht, sind strittig, weil von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen etwa die aus ihrer Sicht zu lange Liegezeit bemängelt wird. Es prallen also medizinische Erwägungen direkt auf ökonomische Forderungen.“ Weinberg forderte eine „bedarfsgerechte“ Finanzierung der deutschen Krankenhäuser und Kliniken.
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