In deutschen Krankenhäusern müssen Ärzte am am Tag viele wichtige Entscheidungen treffen, die Menschenleben beeinflussen. Neu entwickelte DNA-Analysen können in der heutigen Zeit in etwa 240 Minuten resistente Keime und Bakterien bestimmen.
Eine Plastikkartusche, ungefähr so groß wie eine Zigarrenkiste, soll den Kampf gegen antibiotika-resistente Klinikkeime deutlich beschleunigen. Die besagten Boxen kommen dann in ein Analysegerät, darin wird die DNA der Erreger kopiert, im Anschluss vervielfacht und der Keimtyp und seine Widerstandsfähigkeit gegen Medikamente detailliert bestimmt.
Das kleine Labor brauche für seine Analyse im Durchschnitt ungefähr vier Stunden, erklärt auch Oliver Schacht, amtierender Geschäftsführer der deutschen Herstellerfirma Curetis AG in der Stadt Holzgerlingen. Mit der üblichen Methode – Nährboden, Petrischale, Wachsenlassen, Begutachten – dauert das in der Zwischenzeit ungefähr drei Tage.
Bis zu 40.000 Todesfälle allein in Deutschland
„Das ist für deutsche Kliniken unpraktisch. Mediziner müssen oft in wenigen Stunden wissen, ob ein Patient mit hochresistenten Bakterien besiedelt ist“, erklärt auch Prof. Udo Reischl vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Uniklinik der süddeutschen Stadt Regensburg.
Mediziner schätzen die Infektionsfälle in Krankenhäusern Deutschlands auf eine sechsstellige Zahl im Jahr. Je nach Angaben ist von mindestens 20.000 bis maximal 40.000 Todesfällen auszugehen. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium nennt für das Jahr 2013 7.500 bis 15.000 Fälle.
Geräte werden bis jetzt noch kostenlos zur Verfügung gestellt
Das Robert-Koch-Institut mit Sitz in der deutschen Bundeshauptstadt Berlin spricht allerdings von einer weltweiten Zunahme multiresistenter Bakterienstämme, die Anlass zur Sorge gäbe. Durch den Einsatz von Breitbrandantibiotika verbreiten sich die widerstandsfähigen Erreger immer weiter auf der ganzen Welt.
Die Diagnose-Geräte kosten nach aktuellen Angaben von Curetis-Geschäftsführer Schacht bis zu 55.000 Euro, noch werden sie den deutschen Kliniken, die sie testen, kostenlos gestellt. Die Einwegkartuschen kosten im Durchschnitt etwa 192 bis 262 Euro. Pro Intensivstation liege der Bedarf bei ungefähr 200 Tests pro Jahr.
Mit zügigen Behandlungen kann viel Geld eingespart sparen
„Die gesetzlichen Krankenkassen wollen neue Technologie nur einführen, wenn sie auf jeden Fall kostenneutral ist“, erklärt Reischl in einer Stellungnahme. Im Gegensatz datz rechnet Curetis vor, dass ein Tag auf der Intensivstation mindestens mit 2.000 bis 2.500 Euro zu Buche schlagen könnte. Mit zügigeren und gezielteren Behandlungen lasse sich auf jeden Fall also Geld sparen.
„Jede Stunde, die ein Mediziner früher behandeln kann, verkürzt Liegezeit“, erklärt auch Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Allerdings sieht er in der schnellen Diagnostik auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr: „Die medizinische Realität ist in der Zwischenzeit sehr komplex geworden. Mal eben am Bett eine Probe zu nehmen und zu entscheiden, ist davon weit entfernt. Der reine Nachweis sagt in vielen Fällen wenig.“
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