In den 1980er- Jahren sollen westdeutsche Pharmaunternehmen klinische Medikamenten- Studien an DDR- Patienten durchgeführt haben. Unklar ist bis heute ob das mit dem Wissen der Patienten geschah. Aktuellen Erkenntnissen zufolge soll es über 300 dieser Studien gegeben haben.
In der Vergangenheit wurden von westdeutschen Pharmaunternehmen Medikamententests an DDR- Patienten durchgeführt, was in der Vergangenheit zu heftigen Diskussionen führte. Nun hat das Universitätsklinikum der Stadt Jena eine erste Analyse mehrerer solcher Tests vorgelegt.
Drei Studien ausgewertet
Das Klinikum der Stadt Jena will das Thema nun in Zusammenarbeit mit den Unikliniken der Städte Halle und Leipzig aufarbeiten. Die aktuellen Untersuchungen sind der erste und wichtige Schritt für eine gesamtdeutsche und standortübergreifende Bewertung der damaligen Studien westdeutscher Pharmaunternehmen in Kliniken der DDR, wie ein Sprecher der Uni- Klinik Jena betonte.
Die zuständige Arbeitsgruppe hat in der Zwischenzeit drei unterschiedliche Studien ausgewertet. In einem Medikamententest wurde das Antidepressivum Levoprotilin an DDR- Patienten getestet. Den Akten zufolge habe man keine Hinweise darauf gefunden, dass die Patienten nicht wussten, dass sie an einer Studie teilnahmen, hieß es weiter.
309 Studien
Allerdings sind in den Akten auch keine Patientenaufklärungsbögen vorhanden gewesen. Nach aktuellen Erkenntnissen gab es an den Uni- Kliniken Halle, Jena und Leipzig in den 1980er- Jahren mindestens 78 dieser Medikamententests. So sollen Medikamente in der inneren Medizin, in der Kinderklinik, in der Hautklinik und Psychiatrie getestet worden sein.
Zudem sollen in den Bundesländern Thüringen, Sachsen- Anhalt, und Sachsen 309 solcher Studien an 51 Standorten durchgeführt worden sein. Unklar ist allerdings bis heute, ob dies mit dem Einverständnis der Patienten geschehen ist.
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