Gehört eine kostenlose Beratung in der Apotheke bald der Vergangenheit an? Geht es nach den Apothekern, so sollen bald einige Beratungsgespräche Geld kosten. Vor allem Patienten, die über einen längeren Zeitraum mehrere Medikamente einnehmen, sollen für die Beratung zahlen. Verbraucherschützer kritisieren den Vorstoß scharf.
Viele Patienten stöhnen immer häufiger über die teuren Gebühren für Medikamente. Doch die Apotheker scheinen den Hals nicht voll zu bekommen. So wollen Apotheker nun auch noch Geld für eine Beratung abkassieren. Allerdings soll das nicht alle Beratungen betreffen, sondern nur ausgewählte, wie es in einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ heißt.
Zukunft liegt in Beratungsfunktion
Damit würden die Bedürfnisse von Kranken, die über einen längeren Zeitraum verschiedene Medikamente einnehmen müssen, wieder mehr in den Mittelpunkt rücken, so die Begründung des Apothekerverbandes. Hierfür ist aber auch eine andere Vergütung nötig, als die pure Abrechnung der Medikamente.
Laut den Apothekern liegt ihre Zukunft in einer verstärkten Beratungsfunktion und dem Medikamentenmanagement. So sollen sich die Apotheker in Zukunft deutlich mehr um Patienten kümmern, als nur Medikamente auszugeben. Besonders Patienten die über einen längeren Zeitraum verschiedene Medikamente verordnet bekommen, sollen für die Beratung zahlen.
Wechselwirkungen besprechen
Für diese Patienten soll einmal im Jahr ein Beratungsgespräch mit einem Apotheker Pflicht werden, wie es in dem Bericht weiter heißt. Bei dem Aufklärungsgespräch soll es um Wechselwirkungen und individuelle Konzepte zur Flankierung der Therapie gehen. Der Vorteil des Apothekers liege darin, einen guten Überblick zu haben, welche Medikamente der Patient von seinen Ärzten verschrieben bekommt und welche er sich zudem selber besorgt.
Der Apotheker könnte den Patienten dann über Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten und Unverträglichkeiten aufklären. Ein Pilotprojekt gibt es derzeit schon in Thüringen und Sachsen. Hier wird auch eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Krankenkassen erprobt, die zeigen soll, ob das sich das Modell realisieren lässt.
Ernährung soll zur Sprache gebracht werden
Apotheker möchten in Zukunft auch Leistungen honoriert bekommen, die nicht direkt an die Verpackung geknüpft sind, heißt es in dem aktuellen Bericht weiter. Zudem sollen auch Ernährung und Lebensumstände der Patienten zur Sprache gebracht werden.
Derzeitig richtet sich die Vergütung der Apotheker nach der Anzahl der verkauften rezeptpflichtigen Medikamentenverpackungen. Pro Packung gibt es derzeitig 8,35 Euro. Allerdings sind die Apotheker beim Verkauf eingeschränkt. Sie dürfen nur Verpackungen verkaufen, die vom Arzt verschrieben wurden. Auf die Anzahl der Verpackungen hat der Apotheker keinen Einfluss, heißt es zum Abschluss.
Kostenlose Beratung gesetzlich verpflichtend
Die Verbraucherzentralen üben scharfe Kritik an diesem Vorstoß: Generell besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur kostenlosen Beratung über Medikamente. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, eine Gesetzesänderung zu schaffen, um eine kostenpflichtige Beratung zu ermöglichen. Verbraucherschützer befürchten, dass dann die Qualität des Gratis- Informationsgespräch leiden könnte.
Hintergrund für den Vorstoß sind Reformpläne über Apothekenschließungen vor allem in ländlichen Gebieten. Über die Reformvorschläge soll auf dem Apothekertag Ende September in Düsseldorf abgestimmt werden.
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