Jeder dritte Bewohner in Deutschland leidet unter einer Allergie, Tendenz steigend. Laut einer aktuellen Untersuchung könnten diese heftigen Reaktionen früher eine viel größere Bedeutung gehabt haben, sie sollen uns nämlich vor gefährlichen Giften geschützt haben. Diese These wurde bereits in den 1990er Jahren schon einmal aufgestellt und ist in der Wissenschaft sehr umstritten.
Nur wenige Deutsche haben noch keine Allergie. Von den meisten sind sie gefürchtet, ihre Ursachen werden nur selten verstanden. Aktuelle Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Studie legen aber Nahe, das die heftige Reaktion des Körpers früher sehr nützlich gewesen sein könnte. Es könnte die natürliche Antwort auf gefährliche Gifte gewesen sein.
In Deutschland gilt jeder Dritte als Allergiker. Die Allergien können vielfältig sein. Sie reichen von Hausstaub über Lebensmittelallergien bis hin zu Allergien gegen Insekten. Doch warum immer mehr Menschen Allergien entwickeln bereitet den Wissenschaftlern erheblich Kopfschmerzen. Expertenmeinungen zufolge soll die Sauberkeit an vielen Allergien schuld sein.
Theorie aus 1991 bestätigt
Die Kinder wachsen in der heutigen Zeit fast in keimfreier Umgebung auf, somit fehlen dem Immunsystem, wenn man es so ausdrücken will, die passenden Gegner. Doch eine neue Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass Allergien eine Schutzfunktion des Körpers vor Giften sein könnten. Damit bestätigten die Wissenschaftler aus den USA und Deutschland eine Theorie aus dem Jahr 1991, die aber unter den Forschern umstritten ist.
Auch bei dieser Studie spielte Immunglobulin E (IgE) eine entscheidende Rolle. Nach Kontakt mit Allergen, wie zum Beispiel Bienengift, produzierte das menschliche Immunsystem auf der Stelle große Mengen des IgE- Antikörpers. Im Anschluss kommt es zur Ausschüttung von Histamin. Dadurch kann es zu Entzündungsreaktionen kommen, die selbst auf der Haut sichtbar sind.
Kompletter Gegensatz zum bisherigen Wissen
In besonders schweren Fällen tritt dann ein anaphylaktischer Schock auf, hier besteht Lebensgefahr. Das Forschungsteam hat im Rahmen der Studie den Mäusen etwas Bienengift verabreicht und nach einer gewissen Zeit die Dosis erhöht. Dabei zeigte sich einen Resistenz gegen das Gift. Ähnlich wie bei einer Impfung hat der Körper eine Art Immunschutz gegen das Bienengift aufgebaut.
Die Wissenschaftler glauben nun, dass hinter dem Immunschutz IgE- Antikörper stecken könnten. Dies steht aber im kompletten Gegensatz, zudem was vom Menschen bisher bekannt gewesen ist. Denn IgE- Antikörper galten bis heute als Verursacher der Allergien. Zudem werden auch weitere Funktionen von IgE vermutet, allerdings konnten sie noch nicht nachgewiesen werden.
IgE- Antikörper haben den Körper geschützt
Die Wissenschaftler der Studie vertreten auch die Meinung, dass IgE nicht auf die Auslösung von allergischer Reaktionen beschränkt sei. Sonst wären die Antikörper sicher schon im Laufe der Evolution ausgelöscht worden, so die Forscher. Demnach haben IgE- Antikörper die Funktion, den Körper vor Giften zu schützen.
Die an den allergischen Reaktionen beteiligten Antikörper müssen demzufolge bei der Entwicklung des Menschen eine sehr wichtige Rolle gespielt haben, schlussfolgern die Wissenschaftler. Durch die immer besser geschützte Lebensweise der Menschen hat die Reaktion wohlmöglich an Bedeutung verloren. Allergische Reaktionen wären demnach extreme und unkontrollierbare Formen des Schutzmechanismusses, so die Forscher zum Abschluss.
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