Wie können Substanzen aus dem Stallstaub von Bauernhöfen bei Allergien gewinnbringend genutzt werden? Darüber diskutieren Experten derweil in der Stadt Mainz. Auch über Milben machen die Wissenschaftler sich Gedanken.
Wie Stoffe aus Stallstaub gezielt zur Allergieprävention eingesetzt werden können, diskutieren Wissenschaftler in den kommenden Tagen in der Stadt Mainz. Seit längerer Zeit ist allerdings bekannt, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, seltener an Allergien erkranken.
„Es wird derzeit daran geforscht, wie man das Immunsystem von kleinen Kindern so prägen könnte, dass weniger Allergien entstehen“, erklärt Professor Joachim Saloga von der Johannes-Gutenberg-Universität in der Stadt Mainz auf dem 26. Mainzer Allergie Workshops. „Das wäre wie eine Art Impfung. Das ist aber noch nicht auf dem Markt, das sind erst mal grundsätzliche Überlegungen“, so der Wissenschaftler weiter.
Zuckermolekühl gefunden
Deutsche Forscher der Ruhr-Universität Bochum hatten vor gut drei Jahren in dem Staub ein Zuckermolekül gefunden, das unter Umständen vor Allergien und allergischem Asthma schützen kann. Das so genannte Arabinogalaktan kommt in erster Linie in großen Mengen in Futterpflanzen vor und hindert das menschliche Immunsystem den deutschen Wissenschaftlern zufolge an zu heftigen Abwehrreaktionen, wenn es im ersten Lebensjahr in hoher Konzentration eingeatmet wird.
Die deutschen Wissenschaftler untersuchten in der Zwischenzeit bei Mäusen, wie das Molekül auf Zellen des menschlichen Immunsystems wirkt. Die Immunreaktion der Zellen wurde durch das Zuckermolekül deutlich abgeschwächt, so das Ergebnis der Untersuchung.
20 Millionen Allergiker allein in Deutschland
Allerdings hänge die Wirkung von der Konzentration ab, betonen die Forscher im bericht ihrer Studie. In kleineren Konzentrationen könnten die Pollen des Wiesenfuchsschwanzes allerdings Allergien verursachen, in großen Mengen und sehr früh im Leben aber auch diese Allergien verhindern. Die Ergebnisse wurden im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ vor einiger Zeit schon veröffentlicht.
Die deutschen Wissenschaftler wollen in den kommenden Monaten herausfinden, ob sich Arabinogalaktan zur Prophylaxe oder unter Umständen auch zur Therapie von Allergien und allergischem Asthma einsetzen lässt. Denkbar wäre unter Umständen eine Anwendung als Spray oder Nasentropfen. Jeder vierte Deutschen, insgesamt also ungefähr 20 Millionen Menschen hierzulande, leiden nach Angaben von Experten an Heuschnupfen.
Neue Angriffspunkte für Therapien
Bei dem aktuellen Treffen der Experten diskutierten die Wissenschaftler auch, wie Entzündungssymptome in Zukunft besser bekämpft werden können, erklärt Saloga. So gebe es zum Beispiel neue Aufschlüsse darüber, wie die Entzündungsreaktion bei allergischen Krankheiten detailliert funktioniere.
„Das erlaubt es dann wiederum, neue Angriffspunkte für Therapien zu entwickeln, um genau diese Prozesse zu hemmen“, erklärte der Wissenschaftler weiter. Es sei schon seit einem längeren Zeitraum bekannt, welche Zellen dabei eine wichtige Rolle spielten. „Aber es gibt immer wieder neue Erkenntnisse darüber, welche Stoffe sie produzieren und auf welche Rezeptoren das jeweils wirkt“, betont Saloga in dem aktuellen Interview.
Hausstaub- Allergie kann mehrere Allergien in sich bergen
Außerdem gehe es in erster Linie darum, Therapien noch stärker auf den Patienten abzustimmen. „In der Vergangenheit haben wir hauptsächlich von der Hausstaub-Allergie gesprochen“, betont der Experte, „aber in dem Hausstaub waren ganz viele unterschiedliche Allergene drin.
Die Hausstaubmilbe zum Beispiel, aber auch Schabenallergene.“ Für die entsprechende Therapie kann es dann helfen, zu klären, welche einzelnen Moleküle die allergische Reaktion auslösten, so der Experte zum Abschluss.
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