Querschnittsgelähmte die weder Arme noch Beine bewegen können, konnten bis zum heutigen Tage ihren Rollstuhl nur über Atmung und Blickrichtung steuern. Nun haben Forscher gleich zwei neue Systeme der Öffentlichkeit vorgestellt. Zum einen die Steuerung über die Ohrmuskeln und als zweites eine Steuerung durch die Zunge. Die zweite Technik soll nun im Alltag getestet werden.
Querschnittsgelähmte verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in einem Rollstuhl. Bis zum heutigen Tage steuerten sie diesen mit dem Atem. Eine neue Technologie soll es nun aber ermöglichen dass sie ihr Gefährt mit der Zunge steuern können. Ein Piercing in der Zunge des Betroffenen soll dabei Signale an einen iPod übermitteln. Es sollen sechs verschiedene Kommandos möglich sein.
Eingewöhnungsphase von gerade Mal 30 Minuten
Je nach Position der Zunge ergeben sich so auch unterschiedliche Befehle, die von einem mit Sensoren ausgestatteten Headset erfasst werden sollen, wie Forscher jetzt in einem aktuellen Bericht mitteilten. Profitieren von der neuen Technologie sollen Menschen, die weder Arme noch Beine bewegen können.
Wohin sich das Piercing im Mund bewegt lässt sich ganz leicht anhand des veränderten Magnetfeldes ablesen. Diese Befehle gehen dann an ein iPod, der die Befehle an ein Endgerät (Computer, Rollstuhl) weiterleitet. Das neue System wurde schon von einigen Probanden getestet, diese sind mit der neuen Steuerung bereits nach einer halben Stunde klar gekommen, so die Wissenschaftler.
Aufgaben drei Mal schneller erledigt
Als Probanden wurden 11 Querschnittsgelähmte und 23 gesunde Menschen ausgewählt. Sie gaben mit der Zungensteuerung eine Telefonnummer ein, klickten am Computer auf Objekte oder bewältigten einen Hindernisparcours in einem elektrischen Rollstuhl. Mit sechs Befehlen stehen den Betroffenen deutlich mehr Befehle als durch die Technik mit dem Ein- und Ausatmen zur Verfügung.
Die Testpersonen haben mit der Zungensteuerung die Aufgaben drei Mal schneller erledigt, aber genauso akkurat. Als nächstes wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie die Testpersonen im Alltag mit der neuen Steuerung zurechtkommen. Außerdem wird gerade eine Zahnspange entwickelt, die das auffällige Headset überflüssig machen soll.
Gleichzeitig mehrere Befehle geben
Dis ist allerdings nicht die erste alternative Technik, schon Mitte November hatten niedersächsische Wissenschaftler aus Göttingen eine Ohrmuskel- Rollstuhl- Steuerung präsentiert. Bei dieser Steuerung hatten die Probanden den Einsatz ihrer Ohrmuskeln als erstes mit einer Software trainiert.
Der Vorteil der beiden alternativen Steuerungsmethoden: Die Betroffenen können anders als bei einer Steuerung durch Atmung und Blickrichtung gleichzeitig Befehle geben und mit ihrer unmittelbaren Umgebung interagieren, so die Wissenschaftler zum Abschluss ihres Berichtes, der erstmals in dem Fachjournal „Science Translational Medicine“ veröffentlicht wurde.
Was meinen Sie?