Die Bakterien im Darm der Mutter können beim Nachwuchs die Durchlässigkeit für bestimmte Antikörper in das Gehirn stark beeinflussen. Zumindest im Tierversuch haben Forscher diesen Zusammenhang nachgewiesen.
Die Darmflora der Mutter hat offensichtlich großen Einfluss auf die Entwicklung der so genannten Blut-Hirn-Schranke. Ohne mütterliche Darmbakterien wird diese Barriere, die bei Embryos im Mutterleib entsteht und das zentrale Nervensystem zum Beispiel vor Giftstoffen, Krankheitserregern oder Antikörpern schützt, sehr schnell durchlässig.
Das hat ein Team von Wissenschaftlern an Mäusen eindrucksvoll bewiesen. Wie die Wissenschaftler in ihrem aktuellen Bericht schreiben, hält diese Beeinträchtigung bei keimfrei gehaltenen Tieren bis ins höhere Lebensalter an.
Blut- Hirn- Schranke grundlegend beeinflusst
Vorangegangene Untersuchungen belegten bereits, wie wichtig die Darmflora für die Gesundheit des Menschen ist – zum Beispiel für die Darmentwicklung, für das Immunsystem und sogar für die Entwicklung von Nervenzellen im Gehirn. Die Wissenschaftler zeigten in ihrer aktuellen Studie nun, dass Mikroorganismen im Verdauungstrakt bei ungeborenen Säugetieren auch die Entstehung der Blut-Hirn-Schranke grundlegend beeinflussen.
Das Team von Wissenschaftlern, die aus mehreren Ländern stammten, untersuchten die Entstehung dieser Schranke bei zwei unterschiedliche Gruppen von Mäusen: Eine lebte in einer sterilen Umgebung, die andere war normalen Bakterien ausgesetzt. Die Forscher prüften im Rahmen ihrer Studie, ob markierte Antikörper, die sie den Muttertieren injizierten, mit dem Blut ins Gehirn des Nachwuchses gelangten – und zeigten, dass die Präsenz mütterlicher Darm-mikroorganismen während der späten Schwangerschaft den Durchlass blockierte.
Durchlässigkeit hielt während des Wachstums an
„Bei gleichaltrigen Feten von keimfreien Müttern kreuzten diese markierten Antikörper die Blut-Hirn-Schranke leicht und wurden im Hirngewebe festgestellt“, so die Wissenschaftler in einem aktuellen Interview.
Die erhöhte Durchlässigkeit hielt bei den keimfrei lebenden Mäusen an, bis die Tiere das Erwachsenenalter erreicht hatten. Bekamen diese Versuchstiere jedoch nachträglich normale Darmmikroben eingepflanzt, wurde die Barriere wieder undurchlässiger. Die Wissenschaftler schlussfolgerten in ihrem Bericht, dass die Funktion der Blut-Hirn-Schranke Schwankungen unterworfen sein könnte, je nach Zustand der Darmflora.
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