Die Hoffnung, jemals das Licht am Ende des Tunnels zu erblicken hatte eine verzweifelte, junge Familie schon aufgegeben. Die Verwandlung eines lebenslustigen Dreijährigen in einen fünfjährigen Schizophrenen war für die gesamte Familie eine jahrelange Qual. Das Leiden eines Kindes, das sich vor dem Tod fürchtet und versucht, die bösen Gedanken aus seinem Kopf mit Schlägen zu verbannen, ist unbeschreiblich. Eines hätte die Zerstörung einer Kindheit verhindern können: die richtige Diagnose.
Eine glückliche Kindheit durch unbekannte Krankheit zerstört
Hunderte von Arztbesuchen hatten die Ursache der plötzlichen Verwandlung eines fröhlichen Jungens in einem verängstigten Schizophrenen nicht aufklären können. Antidepressiva konnten den Kleinen nicht davon abhalten, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen um böse Gedanken zu vertreiben. Die Annahme: Es muss sicherlich eine exotische, unfassbar seltene Krankheit am Werk sein. Dies war die Lage nach dreieinhalb Jahre völliger Verzweiflung.
Die Erlösung durch den Zufall
Durch Zufall erfahren die Eltern im Gespräch von einer Krankheit, die bereits 1998 für Diskussion sorgte, nämlich PANDAS. Die Behandlung: ein gewöhnliches Antibiotikum. Wie soll ein alltägliches Antibiotikum eine seit drei Jahren andauernde Psychose heilen?
Aber tatsächlich: wenige Tage nachdem dem Jungen das Antibiotikum verschrieben wurde, war die Angst vor dem Tod einfach weg! Die dreijährige Tortur war innerhalb kurzer Zeit beendet worden. Nicht mal eine Woche nach der Verabreichung des Antibiotikums konnte der Junge zum ersten Mal seit Beginn der Krankheit lächeln. Welch ein Licht signalisierte der Familie das Ende dieses fürchterlichen Tunnels.
Umsonst gelitten
Die Eltern waren fassungslos. So eine rasche Heilung schien unmöglich. Und die Behandlung war ein gängiges Antibiotikum gewesen! Wie ist das möglich?
Bei der Krankheit, die den Jungen geplagt hat, heißt PANDAS. Hierbei handelt es sich um pädiatrische auto-immun neuro-psychiatrische Erkrankungen, die auf eine Streptokokken Entzündung zurück gehen. Das heißt, dass eine einfache Rachenentzündung dazu geführt hatte, dass das Immunsystem des Kindes überaktiv wurde um die Entzündung zu bekämpfen. Anstatt nur die Streptokokken Fremdkörper in Angriff zu nehmen, hat das Immunsystem des Kindes auch die Gehirnzellen angegriffen. Dies führte zu der jahrelangen Psychose.
Sobald die Entzündung durch das Antibiotikum beseitigt wurde, hörte das Immunsystem des Kleinen auf, die Gehirnzellen anzugreifen. Daraufhin war der Junge wenige Tage nach der Behandlung von der Angst vor dem Tod befreit.
Einfache Maßnahme hätte viel Leid erspart
In drei Jahren war kein Arzt auf die Idee gekommen, dem Kind dieses einfache Antibiotikum zu geben. Warum? In diesem Fall kamen viele Krankheiten in Betracht, die die Psychose hätten verursachen können. Einen kompletten Überblick über alle Krankheiten zu behalten war den Ärzten nicht möglich gewesen. Und so litt ein Kind drei Jahre lang wegen einer Fehldiagnose.
Keine Heilung ohne die richtige Diagnose
Die Behandlung war in diesem Fall nicht das schwierige. Vielmehr stellte sich das Finden der richtigen Diagnose als die schwierigste Aufgabe heraus. Eine rasche und korrekte Diagnose hätte der Familie viel Kummer erspart. Die Arztbesuche, die Untersuchungen, das ständige Hin und Her haben die Familie sowohl emotional als auch finanziell enorm belastet. Ein normales Leben war während dieser Zeit unmöglich.
Die Belastungen einer Fehldiagnose
Nicht nur das Kind hat die Folgen der Fehldiagnose tragen. Zwar sind die Patienten am meisten von einer Fehldiagnose betroffen. Ihnen werden falsche Medikamente verschrieben, die nachteilige Effekte haben können. Diese Medikamente, die Arztbesuche, die Untersuchungen sind darüber hinaus natürlich mit Kosten verbunden. Kosten, die von der Gesellschaft getragen werden. Die Ausgaben des Staates für das Gesundheitswesen sind enorm. Das gesamte Gesundheitssystem wird von Fehldiagnosen immens belastet.
Es sind nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte wie die Kosten der nutzlosen Medikamente und Behandlungen zu berücksichtigen, sondern auch die Zeit, die die Ärzte für die falschen Behandlungen in Anspruch nehmen. Während die vierzigste Untersuchung gemacht wird, kommt es zu langen Wartezeiten für andere Patienten. Die gesamte Gesellschaft trägt die Folgen einer Fehldiagnose.
Der Ausweg aus dem Irrweg
Eine richtige Diagnose kann nur mit den richtigen Werkzeugen gefunden werden. Der Arzt kann sich bei der Diagnostizierung auf Hilfsinstrumente stützen. Das neueste Werkzeug in der Diagnose sind Suchmaschinen. Im Falle von Symptoma geben Ärzte die Symptome ihrer Patienten ein und erhalten eine Liste der Krankheiten, die zu den Symptomen passen. Diese Liste wird durch einen intelligenten Algorithmus nach Wahrscheinlichkeit sortiert. Die Suche kann durch die Angabe weiterer Parameter wie etwa Alter und Geschlecht weiter präzisiert werden.
Der Fall des kleinen Jungen zeigt die Bedeutung einer richtigen Diagnose. Diese ist genauso wichtig, wie die richtige Behandlung, da sie diese überhaupt erst ermöglicht.
Aus dieser Serie:
Fehldiagnosen Teil 1/5: Eine fröhliche Kindheit wird auf den Kopft gestellt
Fehldiagnosen Teil 2/5: Das Problem, das alle betrifft
Fehldiagnosen Teil 3/5: Wie das Problem bewältigt werden kann
Fehldiagnosen Teil 4/5: Die Nadel im Heuhaufen finden
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