Ein Masthähnchen bekommt jeden vierten Tag ein Antibiotikum. Ein Schwein hingegen nur an vier Tagen in seinem ganzen Leben. Grund dafür ist die Haltung der Tiere. Das ist das aktuelle Ergebnis einer Studie, die den Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung untersucht hat.
Weißes Fleisch ist gesünder als rotes Fleisch, aber stimmt das wirklich? Forscher haben nun untersucht, wie viele Antibiotika Tiere in der Massenhaltung hierzulande bekommen. Die meisten Antibiotika bekommen demnach Masthähnchen. Sie erhalten jeden vierten Tag ein Antibiotikum.
Die Studie wurde von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Universität Leipzig durchgeführt. Dabei haben die Forscher genaue Angaben zum Verbrauch von Antibiotika in der Nutztierhaltung ermittelt. Ergebnis: Der Einsatz von Antibiotika schwankt stark zwischen den einzelnen Tierarten.
An 10 von 39 Tagen Antibiotikum
Ein Masthähnchen hat in Deutschland eine durchschnittliche Lebensdauer von 39 Tagen. An 10 Tagen erhält es ein Antibiotikum. Ein Schwein hat hingegen eine Lebenserwartung von 115 Tagen und erhält an vier Tagen Antibiotika. Bei den Kälbern erhält rechnerisch ungefähr jedes dritte Tier pro Jahr eine Behandlung von drei Tagen.
Die Studie wurde zudem vom Bundesinstitut für Risikobewertung gefördert. Die Wissenschaftler haben im Rahmen dieser Studie für das Jahr 2011 Informationen aus mehr als 2000 Nutztierhaltungen zusammengetragen. Ein Grund für die hohen Dosen bei Masthähnchen sehen Experten in der Art der Haltung.
Erste Orientierungshilfe
Ein normaler Geflügelbetrieb hat mehrere tausend Tiere und sollte eins erkranken, kann es alle anderen anstecken. Schweine und Kälber werden erfahrungsgemäß nicht auf so dichtem Raum gehalten. Dementsprechend ist die Ansteckungsgefahr hier geringer.
Die Durchschnittswerte stellen eine erste Orientierungshilfe für die antibiotische Behandlung von Nutztieren in Deutschland da. Die Ergebnisse müssen in Zukunft weiter detailliert bewertet werden. In Zukunft müssen mehr Daten gesammelt werden, um abzuschätzen, ob der Einsatz von Antibiotika konstant ist, oder ob sich die Trends zu einem geringeren Einsatz entwickeln, so die Autoren der Studie.
Einsatz von Antibiotikum nicht unumstritten
Die Studie soll dabei helfen, den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung besser bewerten zu können. Ziel ist es den Einsatz von Antibiotika zu minimieren. Ganz verzichtet kann auf das Medikament aber nicht werden. Wenn es medizinisch notwendig ist, soll es auch weiterhin gegeben werden.
Allerdings ist die Anwendung von Antibiotika nicht unumstritten, denn bei Keimen kann der Wirkstoff zu Resistenzen führen und das Medikament kann dann nicht mehr wirken. Das trifft in erster Linie auf Tiere zu, aber es kann auch dem Menschen gefährlich werden, die Fleisch mit resistenten Bakterien gegessen haben. Auch bei ihnen ist es möglich, dass Antibiotika nicht mehr wirken.
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