Immer öfter tauchen HIV- Infiziert auf, die gegen mindestens eine Wirkungsklasse der Aids- Therapien immun sind. Jeder zehne von ihnen ist ein Neu- Infizierter und befindet sich noch nicht in Behandlung, wie eine Studie aus der Schweiz jetzt herausfand.
Aids gehört zu den gefährlichsten Krankheiten auf der Welt. Angesicht neuer Medikamente und moderner Behandlungstherapien können diese Menschen deutlich länger und besser mit der Krankheit leben.
Doch die Behandlung von Aids wurde besonders in der letzten Zeit immer schwieriger, weil jeder zehnte neu Infizierte bereits Viren in sich trägt, die mindestens gegenüber einer Wirkstoffklasse der Aids- Therapie resistent sind.
Jeder Zehnte Infizierte trägt das Virus in sich
Diese Vieren werden in erster Linie von den HIV- Infizierten übertragen, die sich bis heute noch in keiner Behandlung befinden. Um die Ausbreitung dieser Vieren zu verhindern, sind vor allem Maßnahmen in Prävention und Früherkennung von Neuinfektionen nötig. Zu diesem aktuellen Ergebnis komme eine vom Schweizerischen Nationalfond unterstützte Schweizer HIV- Kohortenstudie.
Demnach soll ungefähr jeder zehnte neu HIV- Infizierte in der Schweiz diese Vieren bereits in sich tragen. Diese Vieren sollen gegen mindestens eine der drei Wirkungsklassen der Aids- Therapie resistent sein. Dies ist das Ergebnis einer Studie bei der 1674 männlich HIV- Infizierte untersucht worden, die Sexualkontakt zu anderen Männern hatten.
Virus kommt durch unbehandelte Personen in Umlauf
Bei genau 140 Probanden wiesen die Wissenschaftler aus der Schweiz die resistenten Vieren nach. Anhand des geschätzten Zeitraums der Ansteckung der einzelnen Infizierten sowie dem genetischen Verwandtschaftsgrades der Vieren in ihrem Blut ermittelten die Wissenschaftler die Übertragungsketten der Vieren.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Übertragungsketten bei den HIV- Infizierten begann, die zum Zeitpunkt der Verbreitung der resistenten Viren noch unter keiner Behandlung standen. Dass das Virus vor allem durch unbehandelte Personen in Umlauf gebracht wurde, erstaunte selbst die Wissenschaftler, wie sie in einer Stellungnahme betonten.
Aids wird zu spät diagnostiziert
Bis heute waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Viren von den Patienten stammen, bei denen die Therapie fehlschlug, wenn sie unter laufender Behandlung Resistenzen bildeten. Daher kommt es nicht nur auf eine optimale Behandlung an, sondern auch dass die Übertragung durch unbehandelte Personen vermieden wird.
Wie die Forscher betonten, ist hier vor allem die Prävention und frühe Erkennung der Neuinfektionen entscheidend. Allerdings müssen Patienten einem HIV- Test persönlich zustimmen. Aber viele Mediziner scheuen sich davor, offen über die Sexualität mit ihren Patienten zu sprechen. Aus diesem Grund wird die Infektion erst viel später entdeckt, als sie es müsste oder sollte.
8800 Probanden
Zwar hat der medizinische Fortschritt der Aids- Erkrankung die tödliche Wirkung beraubt, dennoch bleibt auch weiterhin viel zu tun, so die Wissenschaftler. Das Ziel der HIV- Kohortenstudie die im Jahr 1988 ins Leben gerufen wurde, ist es, die Krankheit Aids besser zu verstehen und die Betreuung der Patienten zu verbessern.
Für die Studie sammeln alle Kliniken in der Schweiz, die auf HIV spezialisiert sind, Daten zur Behandlung und zum Krankheitsverlauf. Derzeitig nehmen mehr als 8800 Personen an der umfangreichen Studie teil.
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