Veganer und Vegetarier kaufen nur im Bio-Supermarkt ein, gehen auf Demonstrationen, sind toleranter und sind generell bessere Menschen als Fleischesser. Vorurteile wie diese gibt es viele, doch stimmen sie auch? Teilweise ja, sagen Forscher der Universitäten Mainz und der Bergischen Universität Wuppertal.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie 1 400 Menschen zwischen zwölf und 86 Jahren zu ihren Ernährungsgewohnheiten und sozialen Einstellungen befragt. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „British Food Journal“ veröffentlicht. Die Leitung der Studie übernahmen Professor Dr. Susanne Singer von der Universität Mainz und Psychologin Petra Veser von der Universität Wuppertal.
Ernährung ist mit der sozialen Einstellung verbunden
Die Fragen, die sich die Wissenschaftler stellten, sind laut Presseaussendung der Universität Mainz folgende: Gibt es Zusammenhänge zwischen den Ernährungsgewohnheiten eines Menschen und dessen Einstellung gegenüber anderen Menschen? Haben Personen, die Fleisch und tierische Produkte konsumieren, mehr Vorurteile gegenüber anderen sozialen Gruppen und Minderheiten als Vegetarier oder Veganer? Wie ausgeprägt ist ihr autoritäres und hierarchieorientiertes Denken?
Immer mehr Menschen verzichten freiwillig auf Fleisch und ernähren sich vegetarisch. Auch der Trend des Veganismus, also eine Ernährung ohne tierische Produkte, ist auf dem Vormarsch. Die Ernährungsweise beeinflusst zudem unsere soziale Einstellung.
Fleischesser haben mehr Vorurteile
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Menschen die sich omnivor ernähren, mehr Vorurteile haben, als solche, die vegetarisch oder vegan essen. Omnivor bedeutet, dass diese Menschen zu gleichen Teilen Getreide, Gemüse und Obst, aber auch Fleisch, Fisch, Milch und Eier essen. Dieser Unterschied war bei Männern stärker zu sehen, als bei Frauen, und in älteren Generationen war die Neigung zu Vorurteilen stärker ausgeprägt, berichten die Wissenschaftler.
„In allen Altersgruppen gab es aber einen Unterschied zwischen Vegetariern, Veganern und Omnivoren, das heißt die Ernährungsweise hing, unabhängig vom Alter, mit der Einstellung gegenüber anderen Personen zusammen“, erläutert Singer.
Veganer und Vegetarier stehen Hierarchie negativer gegenüber
Doch die Ernährungsweise prägt nicht nur den Hang zu Vorurteilen, sondern auch wie Menschen mit hierarchischen Strukturen umgehen. Fleischesser akzeptieren nach den Ergebnissen der Studie eher autoritäre Strukturen als Veganer oder Vegetarier. „Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, halten offenbar nicht so stark an Althergebrachtem fest, außerdem bevorzugen sie häufiger gleichwertige Beziehungen gegenüber hierarchischen“, erklärt Veser. Wie schon bei den Vorurteilen, war auch diese Neigung bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen.
Und auch beim Alter stellten die Forscher erneut Unterschiede fest. „Die Älteren in unserer Studie bewerteten Hierarchien und autoritäre Strukturen in der Gesellschaft positiver als die Jüngeren, aber auch hier sahen wir in jeder Altersgruppe einen Unterschied, je nachdem, wie die Menschen sich ernährten“, stellt Singer fest.
Von der Gruppe der Befragten waren 35 Prozent Omnivore, 31 Prozent Vegetarier und 34 Prozent Veganer. Die Wissenschaftler weisen daraufhin, dass dies keinesfalls die reale Verteilung der Ernährungsweisen in Deutschland wiederspiegelt.
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